EDITORIAL: Immer auf die Kleinen

Jedes Kinojahr hat so seinen Schläfer. 2010 war das zweifellos „Inception“, ein Film, der mit seinem Trailer vorab viel versprach, aber dennoch thematisch überhaupt nicht einzuordnen war. Der Erfolg von „Inception“ baute nicht auf dem Namen seines Erfinders, sondern das überraschte Publikum entdeckte intelligentes Kopfkino innerhalb des Hardcore-Mainstream. „Inception“ blieb entgegen der üblich gewordenen Kassen-Gewohnheiten drei Wochen auf Platz eins der U.S.-Charts. Die Industrie war perplex. Der Film verlor zwar von Woche zu Woche 30% Einspielergebnis gegenüber seiner Vorwoche, aber das ist im Vergleich zum üblichen Verlust nicht sehr viel. 50% Abfall sind keine Seltenheit. Was herausstach, war nicht der geringere, prozentuale Verlust, sondern dass sich „Inception“ in der zweiten Woche gegen Nicholas Cages Zauberlehrling behauptete und er in der dritten Woche sogar Angelina Jolie mit „Salt“ den ersten Platz verweigerte.

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ROLLERGIRL kann sich in der Bahn halten

Ehrlich?! „Manchmal ist die schiefe Bahn der beste Weg“?!

Endlich kann Deutschland aufatmen. Satte zwei Jahre nach dem Start in Amerika darf Drew Barrymores Spielfilm-Debüt endlich auch bei uns seinen Siegeszug antreten. So lange hat es gedauert, bis sich Senator-Film endlich erbarmt hat, als Verleiher das hiesige Publikum zu beglücken. Aber tut es das dann wirklich? Hat sich am Ende Senator vielleicht gedacht, dass zwei Jahre eine gute Zeit wäre, um Gras über diese Rollerbahn wachsen zu lassen? Bei einem 15-Millionen-Dollar-Budget sind die bisher weltweit eingespielten 16,5 Millionen Dollar kein Verlust, aber weit vom Erfolg entfernt. Und es ist eine altbekannte Weisheit, dass das Wörtchen Flop mehr zieht beziehungsweise mehr abstößt, als dass die Qualität des Films für sich sprechen könnte.

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KILL THE BOSS killt andere Komödien

Nick lässt sich alle Erpressungen von seinem Boss gefallen, weil eine Beförderung ansteht. Dale muss sich von seinem weiblichen Boss alle sexuellen Übergriffe gefallen lassen, weil er selbst aus Versehen auf die Liste von Sexualstraftätern kam, und somit eine Klage sehr wirkungslos wäre. Dale hingegen liebt seinen Chef, und er liebt seinen Job genauso wie seine Firma. Bis der Chef stirbt und dessen Sohn die Firma übernimmt, nur um sie so schnell wie möglich zu veräußern.

Es kommt, was kommen muss, und die Geschichte erinnert gleich an „Der Fremde im Zug“. Und weil es mit „Schmeiß die Mama aus dem Zug“ schon eine lustige Variante des Plots gab, schien man die Zahl der zu einem Mord bereiten Geplagten von zwei auf drei erhöht zu haben. Aber weit gefehlt hat, wer tatsächlich glaubt, dass Markowitz, Daley und Goldstein als Autoren einen platten Verschnitt des „Fremden im Zug“ geschrieben haben. Denn „Kill the Boss“ entpuppt sich wider Erwarten als sehr eigen- und bodenständige Lachnummer, die in Seth Gordon den perfekten Regisseur gefunden hat.

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Heißer Ritt mit COWBOYS & ALIENS

Ein auf den Kopf gestellter Schaufelraddampfer mitten in der Wüste, und 500 Meilen vom nächstmöglichen Fluss entfernt, auf dem er fahren könnte. Dieses Szenario ist sinnbildlich für die Absichten der Filmmacher. Es entzieht sich einfach jedweder Erklärung. Es könnte eine Hommage an Spielbergs Wüste-Gobi-Szenen aus „Close Encounters“ sein. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein unheimlich cooles Bild. Wer bei „Cowboys & Aliens“ lange fragt, wird sehr lange irregehen. Es ist ein Film, der sich allein durch seinen Titel erklärt. Das tut „Spartacus“ auch, und „Saturday Night Fever“ erst recht, aber bei „Cowboys & Aliens“ kommt tatsächlich nichts mehr hinter dem Titel. Just concept, no content, brüllen Kritiker in aller Welt, weil sie es ja am besten wissen müssen, und weil sie nichts verstanden haben.

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Harte Landung für FINAL DESTINATION 5

Nach dem dritten Teil ist Schluss. Zu viele Probleme mit dem Drehbuch. Nachdrehs, die viel Zeit und Kraft raubten. Verschobene Starttermine. Und dann konnte nicht einmal in dem angedachten 3-D gedreht werden. Und was macht sich besser, als bei einem dritten Teil das große D hinter die Zahl zu setzen? Aber man soll doch Schluss machen, wenn es am Schönsten ist. Und die Produktion von „Final Destination 3“ war alles andere als schön. Dann kam Teil 4. Man setzte einen Artikel vor den Titel, um zu signalisieren, DAS ist nun „The Final Destination“, und drehte tatsächlich in 3-D. Schon hatte man eine hübsche Ausrede für Teil 5, weil man ja aufhören sollte, wenn es am Schönsten ist, und die Kritiker bezeichneten Teil 4 als groben Unfug, der nichts taugt. Und kaum hat man sich versehen, ist er auch schon da. „Final Destination 5“, wieder blutig, wieder bizarr, und wieder in fantastischem 3-D.

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Nürnberg gruselt auf: FANTASY FILMFEST 2011

Nürnberg ist wieder aufgerüstet. Och, was für ein geschichtlich geschmackloses Wortspiel. Wobei Geschmacklosigkeit auch durchaus zum Thema passen kann. Denn richtig konform in Geschmack und Rücksicht ging das FANTASY FILMFEST noch nie. Zur Freude von Fan-Boys, Cineasten und Suchender der besonderen Filmkunst.

Auf der Seite fantasyfilmfest.com, können sich interessierte Grusel- und Splatter-Liebhaber über die Filme und das Programmschema der jeweiligen Festival-Orte informieren. Und eines sei betont: Die Informationen lohnen sich. Aber zurück nach Nürnberg:

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Enlightenment at MIDNIGHT IN PARIS

Owen Wilson als Woody Allen? Dieses nervöse Stottern, das hektische Zappeln. Bei Woody Allen ist das Programm, er ist schließlich der Stadtneurotiker. Da ist Owen Wilson eine ganz andere Preisklasse, egal in welcher Richtung man das sehen mag. Aber keiner kann eine Woody-Allen-Rolle so ausfüllen, wie es der Regisseur selbst vermag. Man erinnere sich mit Grausen an Kenneth Branaghs Versuch in Allens „Celebrity“ diese typischen Macken des schnellen Sprechens und der ständigen Bewegung zu imitieren. Fürchterlich. Und dann kommt Owen Wilson. Schwer vorstellbar.

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Überragend erhebt sich der PLANET DER AFFEN

Es ist leicht, auf einen als Reboot, Remake oder wie auch immer genannten Film einzuschlagen. Die Argumente sind stets austauschbar, und wiederholen sich. Da sind Fürsprecher, puristische Gegner, aber auch gleichgültige Popcorn-Verehrer. Letztere haben es gut, denn sie können vorbehaltslos ihren Kinoabend genießen, ohne sich sinnigen Streitfragen stellen zu müssen. Für einen der Kunst verschriebenen Cineasten, muss jedes Remake, Reboot, Reload, Relaunch natürlich als Sakrileg behandelt werden. Der feuilletonistische Kritiker hingegen, sollte zumindest angebrachte Zweifel aufgreifen und behandeln. Aber welche Formel man auch anwenden mag, einige Besprechungen dürften sich die Fänge ausbeißen. Denn die Erhebung des „Planet der Affen“ entzieht sich vollkommen allen Wiederverwertungsdiskussionen.

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Ein ganz spezielles Format: SUPER 8

Nach diesem Güterzug-Unfall ist alles möglich. Waggons schieben sich in Waggons, sie explodieren, türmen sich zu Bergen aus Metall, sie fliegen, drehen und winden sich. Es dauert eine unglaublich lange Zeit. Überall Feuer und schwere Teile, die sich in den Boden rammen. Es ist eine visuelle Wucht, die den Zuschauer vergessen lässt, was für einen physikalischen Unsinn er vorgesetzt bekommt. Dies ist der Film, den Steven Spielberg so zum Glück nie umgesetzt hätte. Mit dem als Hommage gedachten „Super 8“ schießt Jeffrey Jacob Abrams so weit am Ziel vorbei, wie die Waggons bei ihm hoch fliegen.

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Grüße an Herz und Verstand: BLUE VALENTINE

18 Monate nach seiner Premiere auf dem Sundance Film Festival schafft es endlich Derek Cianfrances düsteres Ehedrama auch in unsere heimischen Kinos. Und wer sich darauf einlassen möchte, zwei Menschen persönlich so nahe zu kommen, dass es tatsächlich schmerzen kann, der erlebt Gefühlskino, das ehrlicher und intensiver nicht sein kann. Nach seinem ersten Langfilm hatte sich Autorenfilmer Cianfrance erst mal 11 Jahre mit Kurzfilmen und Dokumentationen die Zeit vertrieben, bis er mit diesem Drama im Festival-Zirkus zurückmeldete und die Cineasten in Verzückung mit Gänsehaut versetzte.

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INSIDIOUS ist heimtückisch

Für den Cineasten gibt es nichts Schlimmeres als eine eingefallene Horde von Popcorn essenden und ständig schnatternden Jung-Pärchen. Aber es gibt für den Cineasten auch nichts Schöneres als genau dieses Publikum, wenn es sich bei Filmen wie „Insidious“ die Seele aus dem Leib schreit. Und so etwas passiert bei Horrorfilmen, die ihr Handwerk verstehen. Wenn das männliche Publikum den Film vorgibt, werden die weiblichen Begleiter zum Indikator für manipulative Inszenierungsklischees. Sollte das aufgeschreckte und begruselte Publikum lauter quietschen als der dem Film eingemischte Toneffekt, dann hat ein Film wie „Insidious“ schon gewonnen.

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Traumhaft ausgerichteter BRAUTALARM

Dies ist der letzte Film mit Jilly Clayburgh, in dem sie bis zuletzt bewiesen hat, warum sie in Glitzerstadt etwas Besonderes war.

Eine Braut und ihre fünf Jungfern. Da versteckt sich einiges Potenzial, und Annie Mumolo hat sich mit Kristen Wiig vorgenommen, dieses Potenzial freizulegen. Und damit niemand dazwischenquatscht, haben Wiig und Mumolo gleich dazu die Produzentenrollen übernommen. Als Absicherung fungiert dabei der moderne Kalauerkönig Judd Apatow. Wie man auf TV-Regisseur Paul Feig kam, bleibt anfangs etwas unklar, der allerdings übernimmt noch zur Regie den Ausführenden Produzenten. Somit bleiben alle Entscheidungen schön im inneren Kreis. Chick-Flicks nennt man Filme, die auf ein weibliches Publikum zugeschnitten sind. Schmachtfetzen und Beziehungskomödien, eben nichts, was die harte Männerwelt anspricht. „Brautalarm“ ist so ein Chick-Flick, wird aber so manchen männlichen Kinobegleiter verblüfft vor der Leinwand sitzen lassen.

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Ein wunderbarer Blick auf BARNEYS VERSION

Foto:DPA

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Er ist alt. Er ist sonderlich. Und er ist verbittert. Wenn wir Barney Panofsky kennenlernen, erfahren wir augenblicklich, dass er kein angenehmer Zeitgenosse ist. Er kann nicht ertragen, seine ehemalige Frau an einen anderen verloren zu haben. Barney Panofsky ist Filmproduzent mit eigenem Studio, einer also, dem man alles zutrauen kann. Wenig später erfahren wir, dass ein windiger Inspektor ein Buch über Barney geschrieben hat, in dem er ihn mit einem Mord ohne Leiche in Verbindung bringt. Und die fünf Minuten, die wir Barney nun schon kennen, lassen uns überzeugt davon sein, das Barney Panofsky durchaus das Zeug dazu hätte, nicht nur einen Mord zu begehen, sondern diesen auch zu verschleiern.

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EDITORIAL: Die Magie des Harry Potter

Es ist der achte Film mit dem Zauberlehrling Harry Potter. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, heißt es so schön. Und die Lehrjahre sind vorbei. Ja, aus Daniel Radcliffe ist ein Herr geworden, aus Emma Watson nicht, und Rubert Grint kann sich noch nicht entscheiden. Aber soll es das gewesen sein, weil die Schlagzeile von Teil acht das so vollmundig behauptet? In Rezensionen rund um den Globus steht dieser eine Satz als kerniger Mittelpunkt. Man möchte das Ende einer Ära beschwören, den Abgesang zelebrieren, sieht man am Ende sogar Bemühungen um einen Schlussstrich? Man muss dem Ganzen mit der Schlagzeile von Teil eins entgegenhalten: Let the magic begin.

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BAD TEACHER mit verfehltem Lehrplan

Es gibt in ‚Bad Teacher‘ keine so denkwürdige Szene, als jene mit dem ‚Haar-Gel‘ aus ‚There Is Something About Mary‘. Doch auch so bietet Cameron Diaz als äußerst fragwürdige Lehrerin genügend unerwartete Anzüglichkeiten, die in dieser Form von einem abgebrühten Publikum wohlwollend bejubelt werden können. Der Spaßfaktor wird bei ‚Bad Teacher‘ ganz großgeschrieben, und das Dreigespann Kasdan, Stupnitsky und Eisenberg versteht es, ohne Unterlass ein stummes „was zur Hölle…“ auf die überraschten Gesichter des Zuschauers zu zaubern. Aber richtig rund läuft der Film dabei leider trotzdem nicht. Während man sich auf die Zugkraft von Cameron Diaz verlässt, hat man vollkommen die Dramaturgie aus den Augen verloren.

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