IP MAN 4: The Finale

IP MAN 4 1, Copyright 24 BILDERIP MAN 4: The Finale
– Bundesstart 05.03.2020

4 Filme und 11 Jahre später findet die Legende ihren verdienten Frieden. Der Großmeister wurde 79 Jahre alt, und in all seiner aufregenden und ereignisreichen Zeit verzichtete er grundsätzlich auf diese Anrede. Obwohl ihm die Bezeichnung Meister oder Großmeister grundsätzlich zustand. Aber das war Yip Man, immer bescheiden, stets korrekt, und allzeit der Gerechtigkeit verschrieben. Er war die Verkörperung von dessen, was man sich in der westlichen Welt unter einem spirituellen Lehrer und gütigen Geist vorstellt. So einen musste man also nicht erfinden. Und genug erlebt hat er dazu, um eine filmische Biografie mehr als einmal füllen zu können. In diesem Fall eben vier Mal.


Mit allem Respekt vor diesem bescheidenen Vorbild, lockt in erster Linie natürlich nicht Yip Mans spirituelles Wesen den Zuschauer. Seine Perfektion in Wing Chun, einem zuerst wenig beachteten und ernst genommenen Kung Fu Stil, macht ihn sehr schnell unter willigen Schülern zur Legende. Wie all die wunderbar überdrehten Hongkong-Kracher in den Siebzigern, hat auch Regisseur Wilson Yip alle vier Filme mit ihren jeweiligen Ereignissen sehr simplifiziert dargestellt. Die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß sind eindeutig, Gut und Böse unmissverständlich überspitzt. Das Finale bestreitet der chinesische Ehrenmann gegen einen rassistischen, überheblichen und böswilligen Sergeant der U.S. Armee, der für die Nahkampfausbildung der Marines verantwortlich ist. Davor muss sich Ip Man noch mit seinem störrischen Sohn auseinandersetzen, und gegen die bigotten Mauern der Liga für chinesische Auswanderer antreten.

Das ist natürlich alles sehr einfach und unablässig vorhersehbar inszeniert. Kaum einer der Schauspieler agiert wirklich preisverdächtig. Aber mit diesen emotionalen Vorgaben wird der Zuschauer wenigstens nicht getäuscht, oder wird auch nicht versucht, mehr Tiefe aus der Geschichte zu holen wie sie tatsächlich hergibt. Gerade in diesem Umfeld und der vereinfachten Atmosphäre kommt Donnie Yen umso eindringlicher und überzeugender zur Geltung. Auch wenn er in seiner äußerlichen Erscheinung wenig mit dem realen Vorbild gemein hat, trägt er immer das besonnene Wesen und die zurückhaltende Art vor sich her. Umso intensiver und eindrucksvoller besticht Yen, eigentlich wie in all seinen Filmen, in den herausragenden Kampfszenen. Ein Action-Choreograf und drei Wing Chun Supervisor standen zu seiner Seite, um die physischen Auseinandersetzungen in wahre Augenweiten zu verwandeln. Da haben Kamera und Schnitt merklich viel dazu getan. Auch wenn die Kämpfe temporeich inszeniert sind, kann man jederzeit sehr gut erkennen, dass alle Sportler tatsächlich das können, was sie tun. Die Bilder heben auch immer sehr gut die Choreografien hervor, die stets fließende und stimmige Abläufe garantieren.

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Selbstredend ist die Geschichte von Ip Man nicht ohne seinen bekanntesten Wing-Chun-Schüler erzählt. Bruce Lee hat in diesem Filmteil Schwierigkeiten mit den chinesischen Traditionalisten, denen es ein Dorn im Auge ist, dass er in Amerika eine eigene Schule eröffnet hat. Aus Wing Chun hatte Lee seinen eigenen Kung Fu Stil Jeet Kune Do entwickelt, aber immer Respekt und Dankbarkeit gegenüber seinem Meister demonstriert. Kwok-Kwan Chan ist zweifellos ein sehr überzeugendes Double des bekanntesten aller Martial-Arts-Künstler. Natürlich habert es wie stets an Lees markanten kaukasischem Einschlag, dafür sind Manierismen und Kampfstil nahezu authentisch, ohne wie bei anderen Darstellern in Peinlichkeiten abzurutschen.

Auch wenn sich der Laie schwer tun dürfte, die Unterschiede und Feinheiten der verschiedenen Stil-Richtungen zu erkennen, so sind die Kampfszenen dennoch aufsehenerregend und spektakulär. Regisseur Wilson Yip hält sich aber auch merklich zurück, diese allzu ausladend und lange zu inszenieren, und setzt auf die Kürze in der Würze. Und jetzt nach 11 Jahren da wird man dann doch etwas wehmütig. Ereifert man sich gerne und oft darüber, dass nur noch Fortsetzungen und Remake die Kinos überfüllen, ist man nach IP MAN 4: THE FINALE durchaus geneigt, sich noch einen weiteren Film zu wünschen. Das hat durchaus mit den hervorragenden Kampfszenen zu tun, ist aber in erster Linie mit dem fantastischen Donnie Yen begründet.

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Darsteller: Donnie Yen, Scott Adkins, Kwok-Kwan Chan (Danny Chang), Vaness Wu, Wu Yue, Chris Collins, Kent Cheng, Jim Liu u.a.
Regie: Wilson Yip (Yip Wai Shun)
Drehbuch: Tai-lee Chan, Hiroshi Fukazawa, Lai-Yin Leung, Edmond Wong (Chan Tai Lee, Dana Fukazawa,  Jil Leung Lai Yin, Edmon Wong)
Kampf- und Action-Choreografie: Woo-Ping Yuen (Yuen Wo Ping)
Wing Chun Berater: Ip Ching, Ip Chun, Robert Lee Jun Fai
Kamera: Cheng Siu Keung (Siu-Keung Cheng)
Bildschnitt: Ka-Fai Cheung (Cheung Ka Fai)
Musik: Kenji Kawai
Produktionsdesign: Kwok-Keung Mak (Mak Kwok Keung)
Hongkong –  China / 2019
107 Minuten

Bildrechte: 24 BILDER Filmagentur
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