EDITORIAL: Tatort 800

Nina Kunzendorf, WOW, was für ein Charakter. Keine Ahnung für wen der Begriff Vollweib ersonnen wurde, aber bei der Kunzendorf ist es eben der erste Eindruck. Ihr Ausschnitt beschränkt keine Phantasie, ihr Charisma beflügelt alle Hoffnungen. Als neues Gesicht bei der ARD-Reihe TATORT, erlangt sie im Frankfurter-Gespann mit Joachim Król, eine ganz besondere Aufmerksamkeit der ohnehin aufmerksamen Zuschauerschaft. TATORT ist nicht einfach nur ein weiteres UM HIMMELS WILLEN, oder FORSTHAUS FALKENAU. TATORT ist die TAGESSCHAU unter den unsäglich vielen Serienkrimis.

Sie ist witzig, er griesgrämig. Sie ist hinterlistig und forsch, er stößt gerne vor den Kopf und trinkt. Als Conny und Frank müssen sie keinen Mord aufklären, sondern einen solchen verhindern. Das hört sich spannend an, also wird eingeschalten. Ohne jede Tatort Erfahrung, könnte das ein interessanter Abend werden. Der Titel des Krimis geht abhanden, weil das Bier holen doch noch länger dauert, aber handlungstechnisch wird nichts verpasst. Sehr interessante Charaktere und ein wilder Fall, der einen zwischen wütend, hilflos und Nägel kauend pendeln lässt. Dazwischen immer wieder die aufregende Nina Kunzendorf als Conny, die mit ihrem Dekolleté kokettiert, damit die Männerwelt verunsichert, um dann ihre Verschlagenheit zu beweisen. Król ist auch ganz prima und überzeugend, aber nicht so schön.

85 Minuten Spannung, aber auch Humor und filmtechnisches Hochniveau. Ich bin begeistert. Das Buch ist extrem ausgewogen und verliert nie die Kerngeschichte aus dem Auge. Vortreffliche Charakterisierungen heben die Stimmung zusätzlich. Doch was ist das? Da, in der fünfundachtzigsten Minute? Warum fällt da das Gerüst eines soliden, bodenständigen Krimis einfach auseinander? Eine Kette von grauenhaft einfältigen Zufällen, und zufälligen Einfältigkeiten, führen zu einem Höhepunkt, der im wirklichen Leben, niemals so stattfinden könnte. Wenn es in einem Polizeipräsidium eine Sicherheitsschleuse gibt, dann ist die auch sicher. Da kommt keiner rein, die ist sicherer wie Ali als Türsteher. Da kann der Autor noch so viel ungereimte Manöver erfinden und schreiben. Warum muss man denn nach hervorragenden 85 Minuten derart überdrehen, wo doch ein unaufgeregteres, ehrlicheres Ende viel besser funktioniert hätte. Schade.

Beim Nächsten vom Hessischen Rundfunk, bin ich wieder dabei, und hol‘ das Bier auch ein bisschen früher. Aber nur wegen der Kunzendorf, und ein bisschen wegen dem Król. Aber bestimmt nicht wegen des Drehbuchs.

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