DIE LIEBE SEINES LEBENS

THE RAILWAY MAN – Bundesstart 25.06.2015

Railwayman-1, Copyright Koch Media / StudioCanalKriegsveteran Eric ist kein Trainspotter, er nennt sich Zugenthusiast. Wie sollte es anders sein, gerade bei einer Eisenbahnfahrt, lernt der ledige Mann im gehobeneren Alter Patti kennen. Patti, mit dem schüchternen Lächeln, aber unmissverständlichen Art. Es dauert auch nicht lange, bis Eric sie heiratet. Die Liebe seines Lebens. Und es verwundert, dass dieser Film zwei Jahre in die deutschen Kinos brauchte. Wenn sich Colin Firth und Nicole Kidman auf dem Plakat so verliebt anhimmeln, dazu ein deutlicher Titel. Was kann da schon schief gehen. Wirft man einen Blick auf das englische Plakat, sieht die Sache schon anders aus. Zwei verzweifelte Gesichter die sich voneinander abzuwenden scheinen. Scheint der Titel DIE LIEBE SEINES LEBENS in wenigen Aspekten des Films durchaus angebracht, ist er dennoch irreführend. Denn dem endgültigen Zugeständnis zueinander, steht etwas Grauenhaftes im Wege.

Die Beziehung zwischen Eric und Patti ist eigentlich nur ein Anstoß. Eric ist Opfer eines unvorstellbaren Traumas, welches er als Kriegsgefangener der Japaner erlitt. Ein Trauma, welches ihn noch Jahrzehnte später schreiend und schwitzend aus dem Schlaf hochschrecken lässt, oder ihn am helligten Tag Panikattacken bereitet. Patti beginnt zu verzweifeln, weil Eric sich ihr gegenüber in dieser Sache verweigert. Doch dann bietet sich ihm eine Möglichkeit, sich der Vergangenheit noch einmal zu stellen. Erics ehemaliger Mitgefangener Finlay, hat den Mann ausfindig gemacht, der für Erics jahrelange Folterungen verantwortlich war.

Jonathan Teplitzky ist der Spagat von Schuld und Sühne, von Liebe und Verpflichtung nur bedingt gelungen. Die eigentlich zwei Geschichten funktionieren jede für sich sehr gut. Kidman und Firth haben aber auch das einmalige Charisma, um eine dünne Handlung mit genügend Energie zu laden, und die auch Spannung zu halten. Eric kann sich ihr nicht öffnen, und Patti sucht verzweifelt Wege, dies endlich geschehen zu machen. Das dieser Teil der Geschichte so dünn ist, fokussiert die Charaktere noch intensiver. Unterbrochen wird dieser Handlungsstrang, von Finlays Erzählungen, was mit Eric im Kriegsgefangenenlager geschehen war. Auch dieser Teil der Geschichte funktioniert hervorragend. Teplitzky inszenierte die Geschehnisse sehr straff und mit sehr atmosphärischer Dichte. Die Brutalität erschließt sich dem Zuschauer nicht aus dem Gezeigten, sondern wie Teplitzky Stakkato artig den Leidensweg aufzeigt.  Was allerdings bleibt, ist dieser unbeschreibliche Beigeschmack, dass die zwei Teile sich nicht richtig ergänzen zu scheinen.

Erics persönlicher Teil der Geschichte, erhält in der Zweiten Hälfte eine dramatische Wende, mit der auf einmal alles möglich wird. Hier beginnt der Film eine ganz andere Dynamik aufzunehmen, die schon eher an einen Thriller erinnern. Angereichert mit dem aufgewühlten Psychogramm zweier gebrochener Figuren, hat der Film unvermittelt eine sehr intensive Spannung erreicht, und gleichzeitig seine Charakterstudie intensiviert. Zum Ende hin schafft es Teplitzky auch, die zwei Handlungsstränge viel harmonischer zusammen zu bringen. Es ist also kein Film der wirklich rund läuft, hat allerdings genügend Potential an Darstellern und Dramaturgie, das sein Publikum überzeugen wird.

Railwayman-2, Copyright Koch Media / StudioCanal

Darsteller: Colin Firth, Jeremy Irvine, Tanroh Ishida, Hiroyuki Sanada, Nicole Kidman, Stellan Skarsgård u.a.
Regie: Jonathan Teplitzky
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce, Andy Paterson, nach Eric Lomax‘ Memoiren
Kamera: Garry Phillips
Bildschnitt: Martin Connor
Musik: David Hirschfelder
Produktionsdesign: Steven Jones-Evans
Australien – Schweiz – Großbritannien / 2013
114 Minuten

Bildrechte: Koch Media / StudioCanal
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