The Secret: DAS GEHEIMNIS …

Secret 1 Copyright WILD BUNCHTHE SECRET: DARE TO DREAM
– Bundesstart 13.08.2020

Leigh und Gable hatten es. Und auch bei Winger und Gere war es schon spürbar. Bei Lopez und Affleck war überhaupt nichts, obwohl sie zu dieser Zeit sogar liiert waren. Es ist dieses Etwas, das eigentlich niemand beschreiben kann. Doch es kann einen Film zu einem ganz besonderem Erlebnis werden lassen, auch wenn es kaum einer beschreiben kann. Es hat nichts mit Spielen, mit Aktion oder Interaktion zu tun, nichts was Ausleuchtung, Musikuntermalung, oder ein Objektiv vermitteln kann. Es ist die vielbeschworene, oft zitierte, gerne angeführte Chemie. Es ist genau das, was THE SECRET merklich fehlt. Katie Holmes ist hervorragend, und Josh Lucas ist endlich wieder einmal in einer stärkeren Rolle zu sehen. Allein, es fehlt der Funke der von einen auf den anderen überspringt, in einer sonst wirklich wunderbar schmalzigen Romanze.
Als alleinerziehende Mutter hat es Miranda Wells nicht leicht. Der verstorbene Mann war Erfinder und hat es damit augenscheinlich nicht weit gebracht. Dem jungen Greg fehlt eine angemessene Vaterfigur, und Tochter Missy leidet unter den finanziellen Einschränkungen. Da ist als Lichtblick Tucker, der gut situierte Besitzer des ortsansässigen Supermarktes. Er und Miranda sind sich gefühlsmäßig einig, hadern aber noch ein wenig mit endgültigen Schritten. Mit dem mysteriösen Bray wird allerdings unerwartet das Gefüge der bisherigen Beziehungen durcheinander gebracht. Eigentlich soll er als Bote Miranda nur einen versiegelten Umschlag überbringen, repariert aber unvermittelt ihren Wagen, und sieht sich dann auch noch in der Pflicht, das beschädigte Hausdach der Familie in Ordnung zu bringen.

In Deutschland nennt man so etwas, in Anlehnung und stets mit Häme, eine Rosamunde Pilcher-Schnulze, oder dem Program des amerikanischen Grußkarten-Senders geschuldet, einen Hallmark-Film. Zwei Menschen treffen aufeinander, die sich schon immer gesucht haben, ohne es jedoch gewusst zu haben. Eingebettet in eine heile Welt, mit wunderschönen Sonnenuntergängen. Und THE SECRET bleibt auch davon nicht verschont. Es gibt diese wunderschönen Sonnenuntergänge. Einmal sagt eine Figur träumerisch, dass er den Sonnenuntergang bewundere, obwohl die Sonne in seinem Rücken steht. Aber die Einstellung soll ja in Wirklichkeit für den Zuschauer so wild romantisch aussehen, also nimmt man das hin. So stürzt sich der Film von einem vorhersehbaren Klischee in das nächste. Doch, hier kommt das große Aber, es ist absolut in Ordnung. THE SECRET funktioniert hervorragend, weil er gar nicht vorgibt etwas anderes sein zu wollen.

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Das Konzept der Geschichte basiert auf einem esoterisch, metaphysisch angehauchten Selbsthilfebuch, das sich 2006 mit enormen Erfolg verkaufte, und heute noch viele Abnehmer findet. Im Grunde heißt es darin lediglich, dass Du alles erreichen kannst, wenn Du nur fest daran glaubst. Also, wirklich nur auf das Gröbste herunter gebrochen. Es gibt drei Szenen im Film, in welchen dieses Konzept mit leichter Penetranz inszeniert ist. Darüber kann man aber sehr schnell wieder hinwegsehen. Ansonsten haben sich Regisseur Andy Tennant und sein Co-Autor Rick Parks ein für diese Art von Film, ein sehr solides Drehbuch erarbeitet. Tennant hat es auch entsprechend eindringlich inszeniert. Auch wenn sich diverse Zufälle sehr forciert ausnehmen, liefern die Kreativ-Köpfe doch sehr geschmeidige und überhaupt nicht einfallslose Erklärungen und Lösungen, um die Geschichte in die richtigen Bahnen zu lenken und zu halten. So wird zum Beispiel der entscheidende Sturm schon lange vorher angenehm unaufdringlich eingeführt. Auch das essenzielle Element der familiären Finanznot, wird fast nebensächlich und ohne künstlich aufgeputschtes Drama thematisiert.

Natürlich ist und bleibt THE SECRET eine kitschige und gefühlsdusselige Romanze. Aber sie ist filmisch perfekt umgesetzt. Man muss Kameramann Andrew Dunn ein absolutes Gespür für Atmosphäre und den richtigen Augenblick bescheinigen. Auch Troy Takakis Schnitt ist in einem wunderbaren, Akzente betonenden Fluss. Das Hauptaugenmerk gilt allerdings Tennants Inszenierung, die sehr gelungen sehr viel Wert auf eine natürliche Entwicklung innerhalb der Szenen legt. Man glaubt der Geschichte, den Darstellern und der Motivation. Auf alle Fälle hebt sich THE SECRET stark von gefälligen Fernsehproduktionen dieser Art ab. Es ist ein, in seinen Absichten absolut ehrlicher und gelungener Film. Er wäre allerdings wesentlich beeindruckender, würde dieses unsichtbare, kaum zu erklärende Etwas zwischen den beiden durchweg sympathischen Hauptdarstellern funktionieren. Aber, und das gönnt man jedem Zuschauer, wird es dennoch einige geben, die mit glücklichen und leicht feuchten Augen das Kino verlassen.

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Darsteller: Katie Holmes, Josh Lucas, Jerry O’Connell, Sarah Hofmeister, Aidan Pierce Brennan, Celia Weston u.a.
Regie: Andy Tennant
Drehbuch: Andy Tennant, Rick Parks
Kamera: Andrew Dunn
Bildschnitt: Troy Takaki
Musik: George Fenton
Produktionsdesign: Denny Dugally
USA / 2020
107 Minuten

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