fff21: COMING HOME IN THE DARK

Copyright Rosebud EntertainmentBeitrag des Fantasy Filmfest 17.10. – 7.11.2021
– Blu-ray / DVD ab 09.11.2021

Coming Home itd - Copyright MPI MEDIA GROUPDort draußen gibt es unzählige Thriller mit extrem brutalen Gewaltszenen. Der Gore- und Splatter-Fan nennt das Quality Kill. Das sind Filme, die auf den reinen Unterhaltungswert ausgerichtet sind. Irgendwo in dieser Nähe sind jene Filme, die durch ihre nüchtern realistische Form auf eine ganz andere Weise ein unglaubliches Gewaltpotential haben. In der Regel nennt man sie Home-Invasion-Thriller, was platt übersetzt der Hausfriedensbruch wäre, diese Filme aber nicht minder schockierend macht. Brian Bertinos THE STRANGERS kommt da in den Sinn, und natürlich Hanekes FUNNY GAMES. Ihre Prämisse ist brutal verstörend: „Warum tun Sie uns das an?“ – „Weil sie gerade zuhause waren!“ James Ashcroft verlegt seine Variante des Terrors ins neuseeländische Outback, wo Hoaggie mit seiner Frau Jill und den beiden Jungs Jordan und Maika eigentlich einen angenehmen Familientag verbringen wollten.

Was die angespannte Atmosphäre ein wenig ins Wanken bringt, ist der nicht wirklich überzeugt ausgespielte Mandrake von Daniel Gillies, der mit seinem stummen Kumpel Tubs unter Waffengewalt die Familie bedrängt. Gillies spielt den Psychopathen schlichtweg eine Spur zu psychopathisch. Er ist viel zu geschwätzig und darstellerisch ohne Facetten, was die Figur sehr schnell von verachtenswert zu nervend verschiebt. Dagegen hält aber James Ashcroft mit seiner sehr akzentuierte Inszenierung, die ständig unter Spannung steht. Mit einem guten Gespür für Tempo, schafft er immer wieder Szenen von packender Intensität, weil Bildeinstellungen und Schnitt perfekt eingesetzt werden. Der Zwischenstopp an einer Tankstelle, wo die Möglichkeit auf Hilfe gegeben wäre, ist exemplarisch wie man ohne Dialog oder musikalische Unterstützung größtmögliche Spannung erzeugt.

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Letztendlich ist es nicht die simple Variante der unbescholtenen Touristen, die scheinbar wahllos dem Terror zum Opfer fallen. Immer wieder wirft Ashcroft deutungsfreie Details ein, die sich einem nicht erschließen. Sei es eine ungerechtfertigt scheinende Reaktion der Frau, oder eigenartige Bemerkungen des Entführers an den Vater gerichtet. Näher darauf einzugehen, würde viel von den Spannungsmomenten nehmen die der Film in der zweiten Hälfte verfolgt. Die Regie schafft es ganz hervorragend die Atmosphäre von der eindimensionalen Darstellung seiner Hauptfigur, auf das eigentliche Geschehen auszurichten.

Einen weit größeren Einfluss als die Darsteller selbst, nimmt Matt Henleys außerordentliche Bildgestaltung. Hier scheint jede Einstellung auf die maximale Wirkung konzipiert. Das bezieht sich nicht nur auf die grandiosen Landschaftsaufnahmen, sondern wie Henley die Figuren ins Format setzt. Aber eine wahre Freude, soweit bei diesem Film davon geredet werden darf, sind die Nachteinstellungen. Es ist wahrlich selten geworden, dass ein Kameramann ausschließlich mit natürlichen Lichtquellen arbeitet, und dabei eine so überzeugende Kontinuität erreicht. Aber am Ende ist es die Summe aller Bemühungen, die COMING HOME IN THE DARK zu diesem düster brutalen Thriller werden lassen, und damit seine Zuschauenden fest im Griff hat.

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Darsteller: Erik Thomson, Miriama McDowell, Daniel Gillies, Matthias Luafutu, Billy Paratene, Frankie Paratene u.a.
Regie: James Ashcroft
Drehbuch: James Ashcroft, Eli Kent & Owen Marschall (Kurzgeschichte)
Kamera: Matt Henley
Bildschnitt: Annie Collins
Produktionsdesign: Philip Gibson, Kate Logan
Neuseeland / 2021
93 Minuten

Bildrechte: MPI MEDIA GROUP
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